Brauchtum

Wir legen großen Wert auf die Erhaltung der bayerischen Bräuche. Im folgenden bekommen Sie einen kurzen Einblick in unsere Brauchtumspflege im Jahreskreis.

Sternsingen

In Mitteleuropa ist das Sternsingen ein traditioneller katholischer Brauch. Aufzeichnungen des Klosters St. Peter in Salzburg belegen ein erstes Sternsingen im Jahr 1541. Belege für ein Sternsingen finden sich für 1550 in Wasserburg am Inn, 1552 in Laufen, 1569 für das Benediktinerstift Ettal und 1577 für Burghausen.
Früher gingen arme Kinder und Jugendliche in Eigeninitiative von Haus zu Haus und sammelten Naturalien und Geld für sich und ihre Familien.
Die Sternsinger sind Kinder und Jugendliche, heute meist in Begleitung eines Erwachsenen, die regional unterschiedlich – im Zeitraum vom 27. Dezember bis zum Dreikönigsfest, dem 6. Januar, manchmal auch an dem darauffolgenden Wochenende – als Heilige Drei Könige gekleidet von Haus zu Haus ziehen. Sie werden heute von der jeweiligen Pfarrgemeinde ausgesandt und sind oft die Ministranten oder andere Jugendliche der jeweiligen Gemeinde. Oft findet eine Aussendungsfeier in einem feierlichen Gottesdienst statt.
Den Menschen, die sie einlassen, singen die Sternsinger Lieder, sprechen ein Gebet oder sagen ein Gedicht auf. Dann schreiben sie an die Haustüren oder die Türbalken mit geweihter Kreide die traditionelle Segensbitte C+M+B mit der jeweiligen Jahreszahl. Der Segen ist eines der Sakramentalien der Kirche.
Die Bedeutung der Buchstaben C, M und B wird offiziell spätestens seit den 1950er Jahren als Abkürzung der lateinischen Worte „Christus mansionem benedicat“ (= „Christus segne dieses Haus“) gedeutet. Diese früher als Bannmittel, heute als Segensbitte geltende Formel soll den Segen Gottes auf das Haus und seine Bewohner herabrufen und sie vor Unglück schützen.

Fasching

Die ursprünglich bairische Bezeichnung "Fasching" erscheint bereits im 13. Jahrhundert und wurde als "Ausschenken des Fastentrunks" verstanden. Das auch als Freudenruf "oho, vaschang!" bezeugte Wort wurde in späteren Jahrhunderten an die Wörter auf "-ing" angeglichen - fertig war der Fasching."Fas(t)nacht" entstand aus dem mittelhoch-deutschen Begriff "vas(t)(en)nacht", was die "Nacht vor dem Fasten" bedeutete. Im christlichen Kontext ist die "Fasenacht" die Zeit vor dem öster-lichen Fasten, in der noch mal so richtig gefeiert und zugelangt wurde, bevor dann am Ascher-mittwoch das große Darben begann. Das Wort "Karneval" dagegen ist erst seit dem 17. Jahrhundert belegt. Es könnte von dem italienischen Wort "carnevale" abstammen, was in etwa "Fleisch, lebe wohl" heißt. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass das Wort noch ältere Wurzeln hat: Das lateinische "carrus navalis" bezeichnet ein "Narrenschiff", das bei feierlichen Umzügen mitgeführt wurde. Das Narrenschiff ist seit dem Mittelalter ein gebräuchliches Bild für eine Gesellschaft, die nur dem eigenen Wohlergehen frönt, frisst und säuft und geistigen Anstrengungen heftige Abneigung entgegenbringt. So gesehen ist der Karneval ein Ausnahmezustand, der Freude bringt und Verrücktes zulässt.

Palmbuschen binden

Die Palmbuschen werden am Palmsonntag bei der Palmprozession üblicherweise durch Kinder und Jugendliche mitgetragen. Vor der Prozession findet die Palmweihe statt.
Die Bestandteile für die Palmbuschen können etwas unterschiedlich sein, es sind dies: Weidenkätzchen, Buxbaum, Haselnussstrauch, Stechpalme, Eibe, Wintergrün(Efeu), Segen, Zeder, Eichenlaub. Dazu eine dünne Weidengerte zum Binden und evtl. einen langen Haselnußstab zum Tragen.
Die Beschaffung der dazu nötigen Materalien und das Palmbinden stellt besonders bei einer größeren Zahl von Palmbuschen eine sehr aufwendige Aufgabe dar.
Meist wird nach der Weihe am Palmsonntag der Buschen in den Herrgottswinkel, auf den Dachboden, auf die Felder oder den Hausgarten gestellt. 

Oa Scheibn - Eierrollen

Eier rollen kann man im Haus oder draußen spielen. An einem nicht zu steilen Abhang werden zwei Rechen derart hingelegt, dass die nebeneinander liegenden Stiele eine Rollbahn für Eier bilden. Die beiden Harken müssen in entgegengesetzte Richtung zeigen. Dann lässt man die hartgekochten Ostereier die Rollbahn hinunterkullern. Im Auslauf bleiben die Eier liegen. Dann legt man einen Cent (Pfennig) auf das Ei. Fällt der Cent runter darf sich der Spieler dessen Ei das Ei mit dem Cent berührt hat das Geld behalten.
Worum es dabei geht? Um viel Spaß, und darum, wer am meisten Geld gewinnt. Sowie darum, wessen Eier unbeschadet bleiben, also nicht von den anderen Eiern aufgeschlagen werden und so die wenigsten Risse haben.

Maibaum aufstellen

Der Maibaum ist ein Stück Bayern wie die Gebirgstracht. In ganz Bayern wird viel Männerschweiß vergossen, um die weiß-blauen Riesen in die Höhe zu stemmen- eine Tradition, die mindestens 450 Jahre zurückreicht. Im 18. Jahrhundert galt der Maibaum in bayerischen Gemeinden als Symbol für das Staats- und Selbstbewusstsein freier Gemeinden, nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich der Maibaum zu einem Symbol für Heimatliebe, Bodenständigkeit und Traditionsbewusstsein.

Gefällt werden die Fichten schon im Dezember. In der Regel dürfen die Diebe erst zuschlagen, sobald der Baum in einer Halle versteckt worden ist. Die Regeln sind aber regional sehr unterschiedlich. Schälen, hobeln, schleifen und bemalen- viele ehrenamtliche Helfer müssen den Stämmen den richtigen Schliff und Anstrich verpassen. Erst wird der ganze Baum mit weißer Deckfarbe gestrichen, danach mit spiralförmiger Schablone das charakteristische Blau aufgetragen. Wer es mit der Tradition hält, bringt das Prachtstück „händisch“ und ohne technische Hilfe in die Senkrechte- wofür es viel „Irxenschmalz“ (Muskelkraft) und die „Schwaiberln“ (spezielle Holzstangen) braucht. Nach dem Aufstellen spielt die Musik zum Tanz. Jung und Alt pflegen die Geselligkeit.

Weisert - Weisertwecken

Ein alter Brauch ist „zum Weisert gehen“. Weisertwecken wird nach der Geburt des Stammhalters den Eltern von Freunden, Kollegen, Vereinsmitgliedern, Verwandten und Nachbarn als Geschenk übergeben. Weisertwecken wird auch heute noch traditionell nur für den erstgeborenen Jungen übergeben. Es spielt keine Rolle, ob es ältere Schwestern gibt und ob die Eltern verheiratet sind oder nicht.
Weisertwecken wird aus Brot- oder Weißbrotteig hergestellt und als Zopf geflochten. Einige Bäcker stellen auf Wunsch jeweils an den Außenenden des Weisertweckens mit einem Meter Nusszopf her.
Das Brot kann sehr lang sein, je nach Geburtsgewicht des Kindes. Pro Pfund Geburtsgewicht des Stammhalters einen Meter Weisertwecken.
Der Weisertwecken wird auf eine (Holz-)Leiter, worauf ein paar gehobelte Bretter liegen, hergerichtet. Der Wagen wird mit blauweißen Schleifen, Daxen (Fichtenzweige) usw. geschmückt.
Wenn kein alter Traktor oder Pferde (Rösser) zur Verfügung stehen, wird die Leiter mit dem Weisertwecken teilweise von den Mitgliedern getragen oder auf einem Wagen gezogen.
Nach dem Mittagessen setzt sich der Zug dann in Bewegung und wird häufig von Musikanten begleitet. Brauch ist, dass während der Fahrt, gerade bei Engstellen, ausgemessen wird, ob der Wecken durchpasst. Maßband und Nivelierstock oder Ähnliches sollte man auf keinen Fall vergessen.
Nach langer, anstrengender Fahrt kommt man dann endlich beim Elternhaus des Stammhalters an. Zur Übergabe wird ein Gedicht aufgesagt. Danach beißen die Eltern den Weisertwecken an. Üblicherweise wird der Weisertwecken in das Kinderzimmer gehoben. Damit der Weisertwecken Glück bringt, muss er komplett ins Haus getragen oder geschoben werden. Beim Hineintragen oder Hochheben des Weckens dürfen die Mitglieder sich zwischendurch von den Strapazen des Transportes erholen. Hin und wieder machen sie dann eine kleine Pause und fordern von den Eltern einen Schnaps.
Mit dem Weisertwecken wurde in früheren Zeiten zum Ausdruck gebracht, dass das Brot im Elternhaus niemals ausgehen soll und auch, dass der neue Erdenbürger den Segen Gottes hat. Die Geschenkübergabe des Weisertwecken sollte auch zur schnelleren Stärkung der jungen Mutter dienen.

Kräuterbuschen binden

An Maria Himmelfahrt, dem 15. August, werden verschiedene Kräuter gesammelt und zusammengebunden um sie im Gottesdienst segnen zu lassen.
Es kann folgende Anzahl von Kräutern im Kräuterbuschen geben:
• sieben (Zahl der Wochen- bzw. Schöpfungstage)
• neun (dreimal drei für die hl. Dreifaltigkeit)
• Zwölf (Zahl der Apostel, Stämme Israels)
• 14 (Zahl der Nothelfer)
• 24 (zweimal zwölf: zwölf Stämme Israels aus dem alten, zwölf Apostel Christi aus dem neuen Testament)
• 72 (sechsmal zwölf, Zahl der Jünger Jesu)
• 99 (dreiunddreißig-mal drei, drei als Symbol für die heilige Dreifaltigkeit)

Hier lässt sich feststellen, dass es sich bei der möglichen Anzahl der unterschiedlichen Kräuter, samt und sonders um mystischen Zahlen in der Zahlensymbolik handelt. Bestimmten Zahlen werden in sämtlichen Kulturen und Konfessionen der Welt eine besondere mystische Bedeutung zugemessen.

Die Kräutersorten sind abhängig von der jeweiligen Anzahl. Als typischerweise lassen sich folgende Heilpflanzen im Buschen finden:
• Königskerze (Bei allen Buschen immer in der Mitte)
• Alant
• Echtes Johanniskraut
• Wermut
• Beifuß
• Rainfarn (Vorsicht:giftig)
• Schafgarbe
• Kamille
• Thymian
• Baldrian
• Eisenkraut

Kirtahutschen

Am dritten Sonntag im Oktober wird traditionell Kirchweih, auch „Kirta“ genannt, gefeiert. An diesem Tag wird dem Schutzpatron der örtlichen Kirche gedacht. Nach dem Kirchgang gehört zu den Festlichkeiten neben dem Kirchweih-Tanz auch die Kirtahutschn-  eine Schaukel, bestehend aus einem drei bis fünf Meter langen Holzbrett, das mittels zwei Ketten an Scheunenbalken befestigt wird. Meist gibt es zudem Schmalzgebackenes, bekannt als „Auszogne“ oder „Kirchweih-Nudel“.

In der Stadt Rosenheim wird in den ländlich geprägten Stadtteilen in geeigneten Scheunen bzw. Stadln die "Kirtahutsch´n" aufgehängt.

Nach dem Kirchgang nimmt die Jugend die Hutsch´n in Gebrauch. Dabei sitzen die Dirndl und Buam teilweise seitlich oder auch frontal auf dem "Ladn". In Schwung wird die Hutsch´n von zwei oder vier an den Ketten stehende Jugendlichen gebracht.

Die älteren Gäste verfolgen das Treiben der Jugend und genießen meist die Herbstsonne bei Kaffee und Schmalzgebackenen oder einem Bier.

Weihnachtszeit

im Advent beginnt die "Staade Zeit". Man soll zur Ruhe kommen und die Besinnlichkeit nimmt Einzug in Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Für die Kinder ist natürlich das Treffen mit dem Heiligen Nikolaus, im traditionellen Gewand, immer aufregend. Bei unserer Weihnachtsfeier kommt er auch zu uns und spricht zu jedem Kind - entweder lobend oder ermahnend. Manche Tränen sind da schon geflossen. Danach hat aber jeder die Möglichkeit, dem Nikolaus ein Gedicht oder Lied vorzutragen und kommt dafür natürlich ein kleines Nikolaussackerl mit süßem Inhalt.

Schon vor der Weihnachzeit üben unsere "Hirten" ein kleines Theaterstück ein, dass die Erzählungen von der Geburt Jesu aus der sicht der Hirten erzählt. Dies wird an der Weihnachtsfeier, jedoch auch auf unserem Christkindlmarkt und auf weiteren Veranstaltungen aufgeführt.